Mittwoch, 10. Juni 2009

Summary

In diesem Moment sitze ich in Ramallah, in einem großen Appartement in dem 2 meiner Kommilitonen während ihres “Grand Prix Projekts” gewohnt haben. So nennen wir die Projekte, die wir in individuell oder in kleinen Gruppen nach der Zeit in Jalqamus durchgeführt haben. Sie sind jetzt abgeschlossen. Das heißt, ich und Robin haben ein finales meeting am 16.06. mit unserem Auftraggeber (dem Besitzer der Mall) und den Hub, der das Konzept des green hub shop weiterführen wird. Es wird also tatsächlich ein solcher Laden im Dizengof center entstehen. Prima! Ich hoffe, ich kann im August wiederkommen und bei der Entwicklung weiterhin dabei sein.
Nach dem Ende der Grand Prix Projects waren wir auf einer 2-tägigen Dialog Konferenz mit Israelis und Palestinensern. Ich hatte mehr Hass, Ärger und Bitternis erwartet, aber die Leute dort haben sich wirklich angestrengt, sich zu begegnen. Das ist ja auch der Grund, warum sie auf diese Konferenz fahren, um Menschen “von der anderen Seite” zu treffen. Im normalen Leben besteht kein Kontakt zueinander, die meisten Israelis haben nie in ihrem Leben mit einem Palestinenser gesprochen, es sei denn, er hat ihre Garageneinfahrt gepflastert und sie haben “hallo” gesagt. Umgekehrt genauso, bloß dass die Israelis eher diejenigen sind, die den Auftrag zum Garageneinfahrt pflastern geben. Diesmal sind die Israelis nach Beit Jala ins Westjordanland gekommen, was an sich schon ein statement ist, denn offiziell ist es verboten, als Israeli dorthin zu fahren. In Wirklichkeit ist es kein Problem. Aber viele Israelis haben Angst davor, die okkupierten Territorien zu betreten. Je nachdem wohin sie gehen auch zu Recht.
Nach der Konferenz habe ich mich gefragt was Frieden eigentlich ist und wie man ihn erreichen kann. Letzten Endes ist Frieden ein Zustand eines Zusammenlebens von Menschen, in dem jeder die gleichen Rechte und Pflichten hat und in dem es keine Gewaltanwendungen gibt. Diese Dialog Konferenzen sind sicherlich ein erster Schritt. Immerhin redden Leute miteinander. Wenn man mich fragte, ob ich eher wolle, dass sie stattfinden, oder dass sie nicht stattfinden, dann würde ich definitiv sagen, dass sie stattfinden sollen. Aber wie sie im momentanen Zustand viel helfen können, das kann ich nicht sehen. Sie können Hoffnung geben und sie können einzelnen Menschen helfen, ein genaueres und humaneres Bild vom Nachbarn zu erlangen. Die Politik beeinflussen können sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Was nicht heißt, dass nicht aus ihnen Bewegungen entstehen können, die dieses doch vermögen. Letzten Endes besteht eine Nation aus einzelnen Menschen, die wählen und die sich politisch engagieren. Wenn alle diese einzelnen Menschen verantwortlich und friedlich handeln, dann herrscht Frieden. Inshaallah.
Nach der Konferenz sind wir alle in einen Kibbuz in der Wüste gefahren und sind auf ein “desert quest” gegangen. 17 Stunden Meditation und Solo in der Natur, jeder mit seiner persönlichen Frage, die wir vorher gefunden haben. War sehr angenehm. Ich mag die Natur.
Nun sind wir in Ramallah und haben gerade die totale Expat-Erfahrung hinter uns. Dinnieren in elektrisch beleuchtetem Garten, zu lateinamerikanischer Musik, mit elegant gekleideter Bedienung, Whisky und Bier zu ordern ist gar kein Problem. Aufgrund meines Ausschnitts hatte ich mir heute eher am Tage einen Schal zugelegt, den konnte ich dort beruhigt abnehmen.
Jetzt sage ich mal wieder hallo zu den Mücken und krieche in meinen Schlafsack. Irgendjemand im anderen Zimmer schnarcht schon. Na dann, gute Nacht.