Donnerstag, 2. April 2009

Israel-eine Blase

Israel ist sowas von toll, ich liebe es. Wir sind seit knapp einer Woche in Tel Aviv, nachdem wir nur
recht wenig am Flughafen kontrolliert und durchgechekt wurden. Man wird immer gefragt, weswegen
man nach Israel einreisen will und da wir in der Gruppe gereist sind, mussten wir alle das gleiche
sagen. Das ist gar nicht so einfach. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir uns so kurz wie möglich
fassen. Da sie Pieter, unseren Teamleader, kennen und außerdem die 3 Mädchen, die im Pre-Outpost
dabei waren, haben sie uns schnell durchgelassen. Nur Soe, weil sie Vorfahren aus Marokko hat
und arabisch aussieht, wurde länger aufgehalten und musste einige mehr Fragen beantworten.
Warum ihr Vater Mohammed heißt, zum Beispiel. Echt dumm. Sowas nennt man Diskriminierung.
Aber so sieht´s aus.
Dennoch liebe ich dieses Land schon jetzt. Die Leute sind so offen, gasfreundlich (wir wohnen bei einer Familie
und wir müssen unbedingt jeden Morgen hier frühstücken und am besten auch zu Abend essen
und wir dürfen nichts dafür bezahlen, sonst werden wir angeflaumt von einer ärgerlichen Mutter :-) )
und sie gehen aufrecht und fühlen sich ziemlich frei an. Was auch immer das heißt.
Jeder hat hier eine andere Meinung über "den Konflikt" und schon allein unser Dasei und dass wir in 2 Wochen ins Westjordanland in ein kleines Dorf fahren, schon allein der Fakt dass, macht uns zu einer politischen Gruppe. Israelis dürfen dort noch nichtmal hin reisen. Wir haben Europäische Pässe, darum ist es uns möglich.
Harsch.
Aber in Tel Aviv kriegt man nichts von dieser Realität mit, man lebt in einer Blase in der alles normal und perfekt ist. Ziemlich europäisch. Und leckeres Essen! Falafel, Yoghurt, es gibt noch so viel was ich probieren will. Und das Meer. Noch habe ich nicht gebadet, aber das kommt noch.
Lesen kann ich schon ein bißchen, sie schreiben auf Hebräisch ja nur die Konsonanten und die Vokale muss man sich denken. Was kein Problem ist, wenn man das Wort kennt, aber ich kenne dir Worte natürlich nicht, darum lese ich immer sowas wie: tl viv (das heißt dann Tel Aviv, manche Vokale werden doch geschrieben) oder bt (bait, das heißt Haus). Außerdem haben sie Druckschrift und Schreibschrift, die Zeichen sehen recht unterschiedlich aus, wie unsere ja auch. Bisher kann ich nur Druckschrift. Ich liebe es!
Ab Freitag Abend und Samstags fahren keine Busse und überhaupt ist alles zu. Schabbat. Sonntags geht´s weiter, das ist hier dann der erste Tag der Woche.
Wir haben einen Dokumentarfilm über eine Schule gesehen, in die jüdische und arabische Schüler gehen, die einzige Schule dieser Art, die es hier gibt und in der die Sichtweisen beider Seiten gelehrt werden. Das ist gar nicht so einfach! Wie sollen die Lehrer Geschichte präsentieren? Was sind Fakten? Dass die Israelis kamen und den Arabern das Land weggenommen haben? Dass die Israelis endlich, nach mehr als 1000 Jahren Verfolgung und dem Holocaust endlich einen Ort auf der Erde haben, wo sie sich sicher fühlen können und den sie deshalb bereit sind bis ans Ende zu verteidigen? Puh. Und das mit Kindern. Aber so ist die Realität. Nur ziehen die meisten Leute vor, sich ihr nicht zu stellen. Ist ja auch anstrengend sich mit solchen Fragen auseinander setzen zu müssen.
Gestern fängt mein Gastbruder (15 Jahre, Jude) an Holocaust Witze zu machen! "Kommen 3 Juden auf der Flucht an eine kleine Hütte im Wald, in Polen, und fragen, ob sie da die Nacht verbringen können. Sagt die Frau: Nein, so viel Platz hab ich nicht in meinem Ofen!" Bleibt einem da die Spucke weg? War aber lustig. Wir haben alle gelacht.
Noch sind die Temperaturen von 25 Grad angenehm, aber bald werden wir uns über jeden kühlen Tag freuen. Wir sind in einer Wüste! Auch das vergisst man, wenn aus dem Wasserhahn Trinkwasser läuft, soviel man will.

Today we worked further on our project plan, structuring our further work into "wheel" (Who das what when and why), "U-process" (what will be our learnings?) and "written text" (how do we make a coherent story out of these two, that will be understandable for outsiders?), we had a dialogue with Ragnar and why he does not want to go to the Westbank (very good dialogue, now I can respect his decision much more and don´t feel like leaving him behind, but am rather convinced that we will find ways to connect him to the project in Jakamush although he will stay in Tel Aviv), we talked about our visit of the Kindergarden yesterday (maybe some people will take this as their individual project) and we went through many emotions. We also had Chen over, from Combatants for peace. He did elements of Theater of the Opressed with us, learning about Power relations. He told us his story and why he stopped being an officer in the Israeli army and rather became a worker for peace, via the elements of art, politics and therapy. Theater of the Oppressed, developped by Augusto Boal.
Amazing day.

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