Mensch, heute war ich bei einer Familie, Tee trinken, deren einer Sohn wurde von den Israelis erschossen und der andere sitzt im Gefängnis und die Mutter darf ihn alle 30 Tage für eine halbe Stunde besuchen. Sie darf ihm Kleidung bringen, aber kein Essen. Sie lächelt und sagt, dass sie ihren toten Sohn im Paradies wiedersieht.
Die Atmosphäre im ganzen Haus lässt merken, dass Trauer herrscht, Schwere. Huh. Und dann die Frage, was ich von Gaza denke und warum ich hier bin. Was für ein Projekt wir machen.
Tief durchatmen und ich auf meinen Bauch verlassen.
Der Vater war Imam, jetzt ist er pensioniert. Während wir über Israel und Palestina geredet haben, habe ich gefragt, ob sie Israel je vergeben könnten. Die Frau kannte das Wort nicht, auf Englisch, also habe ich es erklärt. Als sie es verstanden hatte war die Antwort Nein.
Zuhören, nur zuhören, mehr ist zu diesem Zeitpunkt nicht hilfreich. Schon allein der Gedanke daran, sich mit den Israelis anders zu beschäftigen als mit Hass ist abstoßend, da ist keine Offenheit für.
Ich kann diesen Menschen ihre Trauer nicht abnehmen, es ist ihre, es ist nicht meine. Mitgefühl haben ohne selbst zu leiden, das ist wichtig für die eigene Gesundheit.
Nach diesem Abtauchen habe ich gefragt, was ihre Lieblingsspeisen sind, ob sie gerne kochen (die Frauen) und was für Musik sie hören. Die jüngste Tochter hört gerne arabische Musik und die andere islamische. Die will sie mir beim nächsten Mal zeigen. Ich bin zum Essen eingeladen. Meine Musik soll ich nicht mitbringen, denn sie trauern, da ist Musik nicht erwünscht.
Auf dem Weg nach Hause habe ich tief die dunkle, schwere Nachtluft geatmet, die Grillen und die Ruhe gehört und die Geröllsteine unter meinen Füßen gespürt. Wieder zu Hause habe ich fröhliche Musik gehört und getanzt. Es ist nicht meine Trauer und nicht meine Verbitterung.
Samstag, 25. April 2009
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