Freitag, 10. April 2009

Überblick: was wir tun und nicht tun

Wir befinden uns in Tel Aviv, die größte Blase des mittleren Ostens. Blase, weil man absolut nichts davon bemerkt, dass man sich eigentlich in einem Land im Dauerkrieg befindet. Wir haben unser Quartier im HUB aufgeschlagen, dank unserer Kontakte zum HUB Rotterdam, HUB Berlin und HUB London. Die DNA des HUBs ist ähnlich der unsrigen. Dieser Ort bietet sozialen Unternehmern zunächst einen Raum, in dem sie arbeiten können, mit den notwendigsten Büromaterialien, einem Studio und der besten Dachterrasse Tel Avivs. Aber das eigentlich Besondere des Ortes liegt in all den immateriallen Sachen, die er möglich macht. Auf Menschen mit ähnlichen Ideen und Inspirationen zu treffen, die Umgebung selbst mitgestalten zu können (immer wissend, dass dies die gesamte HUB Gemeinschaft betrifft), kurz eine Organisation zu schaffen, in die Individuen ihre eigenen Vorstellungen vom perfekten Arbeitsplatz einbringen und erschaffen. Was genau die Identität des HUB Tel Aviv ist, steht noch nicht fest. Seine Mitglieder (10 Stück) suchen noch danach. Er ist auch gerade mal 6 Monate alt.
In dieser inspirirenden Umgebung rennen nun also 13 KaosPiloten herum, erhalten Workshops von Anti-Krieg Aktivisten bis Zen-Meistern, planen ihr Community-building Projekt, werden selber immer mehr ein Team, erforschen ihre persönliche Verantwortung dafür und was es bedeutet, diese zu übernehmen, lieben den Kaffee und den Besitzer des Büdchens um die Ecke, hinterlassen deutliche Spuren ihrer Anwesenheit und Energie (im Guten wie im Schlechten) und zücken genauso schnell ihre Telefone um Kontakte herzustellen und Business zu machen wie die Israelis.
Aber nicht mehr lange! Denn am 12.04. fahren wir für 4 Wochen nach Jalqamus, ein Dorf mit 2000 Einwohnern im Westjordanland. Dort führen wir gemeinsam mit der Organisation "Windows-Channels for Communication" unser Community-building Projekt durch. Was ist eine Community? Was ist wichtig, um eine entstehen zu lassen? Unser Wunsch ist es, mit und von den Bewohnern Jalqamus´ zu lernen, was sie gerne dort aufbauen würden, was ihnen wichtig ist, wovon sie denken, dass es ihre Lebensqualität verbessern würde. Dieses wollen wir gemeinsam mit ihnen entstehen lassen. Unser Beitrag dazu besteht darin, das Ganze zu initiieren und Methoden und Wege einzubringen, die einem solchen Wachstumsprozess förderlich sind. Das kann von Sessions zu Projektplanung bis zu Dialogmodellen reichen. Am wichtigsten ist, dass wir uns gegenseitig vertrauen und ES TUN.
4 Wochen in einem Dorf ohne Nichts und Gar Nichts, gerade mal fließend Wasser. Aber ein Internet Café. Wie das wohl wird?
Gestern hatten wir unsere letzte "Greenzone" bevor wir fahren. Greenzones sind Zeiten, in denen wir ... reden. Es ist schwer zu sagen, was genau sie sind, aber sie bieten die Möglichkeit das zu sagen, was wichtig ist. Wir saßen alle im Garten von Tsila, unserer israelischen Coachin, mit Tee, Mücken, Kerzen und Aufregung. 2 Wutausbrüche. Tränen. Lachen. Dann haben wir unsere persönlichen Verantwortungen ausgepackt. Ich möchte dafür verantwortlich sein, dass wir "gemeinsam sind", ich möchte für unsere "soziale Interaktion" sorgen. Vielleicht heißt das, dass ich viel kochen werde, ich weiß noch nicht, wie genau ich das umsetzen werde. Es bleibt spannend!
2 freie Tage, bevor wir fahren. Es ist Pessach. Soad, eine der zwei Teammitglieder, mit denen ich zusammen wohne, ist gerade in der Küche und kocht Kaffee. Die Familie, bei der wir wohnen, ist sowas von gastfreundlich, wir dürfen auf gar keinen Fall unser Essen selber kaufen und an einem Abend hat die Mutter (sie ist Künstlerin) sogar unser gesamtes Team samt anderen interessierten Leuten eingeladen und für uns alle gekocht. Extrem lecker. Und ein extrem schöner Abend, mit anderen jungen Israelis, vielen Gesprächen und anschließendem Bar Besuch. Israel ist wirklich ein ganz normales Land. Mit allen seinen Besonderheiten.

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